hafenbad
Interview mit Dirk Pascke · Geführt von Thomas Heinrich · more
Aber wenn die Leute wissen, daß das Hafenbad von Städelstudenten gebaut wurde und auf dem Gelände der Städelateliers steht, kommt natürlich schon der Gedanke auf, daß man es hier doch mit Kunst zu tun hat.

Gut, das ist natürlich der Punkt. Weil das Hafenbad institutionell und zum Teil auch finanziell vom Städel abgesichert war, der Platz zu der Institution gehörte, und wir auch dort Studenten waren, konnte dieser Eindruck entstehen. Das ist klar. Im Prinzip haben wir ja auch den Freiraum einer Kunstakademie gebraucht, um überhaupt so etwas machen zu können. Aber im eigentlichen Sinne würde ich das Hafenbad trotzdem nicht als Kunstwerk bezeichnen, sondern eben als Platzgestaltung. Bei Künstlern ist es halt heutzutage das Problem, daß sie alles als Kunst ansehen. Die laufen durch die Gegend und sehen alles als Kunstwerk. Ich weiß nicht... Ich glaube, das Hafenbad hat gerade deshalb so einen Erfolg gehabt, weil die meisten Leute den Unterschied zwischen Kunst und Nicht-Kunst nicht kapiert haben. Die meisten Leute aus dem Publikum sind, glaube ich, einfach gekommen, weil der Ort schön war. Das lag auch an der Gegend. An dem Becken vom Main, an den Silos, an der Wiese. Die Gegend war ja auch bewußt ausgewählt. Da steckt ja auch eine Entscheidung drin,

das Hafenbad genau dort hinzustellen, wo es stand. Ich würde aber nicht sagen, daß es ein Kunstwerk ist.

Eure ursprünglichen Assoziationen bei der Planung des Hafenbads waren in erster Linie "Kindheit", "Unterwegs sein", "Tourismus" und "Film". Sind bei den Besuchern ähnliche Gedanken aufgetaucht?

Ich nehme es schon an. Ich denke schon, daß einem da teilweise amerikanische Filme eingefallen sind, wegen dem Hotelschild zum Beispiel. Aber so genau kann ich mich daran gar nicht erinnern. Diese Assoziationen sind halt Dinge von uns selber. Das sind Dinge, die uns selbst interessieren. Die arbeitet man in seinen Sachen eben um, und dann entsteht daraus etwas Neues, das heißt aber nicht, daß der Betrachter da sofort einen Vergleich mit amerikanischen Filmen ziehen mußte. Das ist eher eine Motivation gewesen, die von uns kam.

Das Hafenbad ist eine Installation, die allein auf Grund ihrer Größe eigentlich nicht in einer Galerie oder einem Museum ausgestellt werden kann. Spielten solche Überlegungen bei der Konzeption eine Rolle? Und wie steht ihr in diesem Zusammenhang zur gängigen Kunstrezeption?
Aber das spielte erstmal keine Rolle. Wir sind einfach davon ausgegangen: Wie groß muß ein Schwimmbad mindestens sein, damit man überhaupt darin schwimmen kann. Eigentlich war es ja sogar immer noch fast zu klein. Deshalb ist schon der Titel Hafenbad falsch gewählt. Von der Größe her war es fast eher ein Pool. Wir hatten außerdem nur den - begrenzten - Platz bei den Städelateliers zur Verfügung und hätten es deswegen auch nicht größer machen können. Es war eben eine Lösung, die wir gefunden haben, um es so zu machen, daß wir es gut finden. Das hatte mit Museum nichts zu tun. Aber trotzdem gehe ich gern ins Museum, um mir dort Kunst anzuschauen. Irgendwie ging es beim Hafenbad ja eher darum, einen Platz zu haben, an dem man sich länger aufhalten kann. Im Museum geht man halt meistens einfach nur schnell durch und schaut sich was an. Uns ging es eher darum, ein Kommunikationsforum herzustellen. Und zwar auf einer ganz niederen Ebene. So daß das jeder als schönen Platz akzeptieren kann und sich dort gerne aufhält. Im Museum würde das nicht funktionieren. Dort wollen die Leute Kunst rezipieren. Aber das ist für uns kein Widerspruch. Wenn man im Museum etwas Gutes sieht, das einen auf irgendeine Art und Weise bewegt, dann ist das letztendlich die selbe Suggestionskraft, die selbe Energie, wie beim Hafenbad.