Hafenbad
Interview mit Dirk Pascke · Geführt von Thomas Heinrich · more
Wie kam es zur Installation Hafenbad? Wann seid ihr auf die Idee gekommen?

Auf die Idee gekommen sind wir 1995. und wie's dazu kam? Weil wir vorher diese anderen Geschichten oben im Atelier der Städelstudenten gemacht haben. Die Carwash-Installation oder zum Beispiel die Hafenbar. Und dann wollten wir halt mal was draußen machen. Auf dem selben Gelände. In der Daimlerstraße. wir wollten was Größeres bauen, haben uns überlegt, was. Und da das Ganze für den Sommer geplant war, lag es nahe, eben ein Schwimmbad zu bauen.


Gab es während der konzeptionellen Phase grundlegende Änderungen bezüglich des Charakters der Installation? Wurden bestimmte Ideen aufgrund von Sachzwängen nicht realisiert?

Ja, wir wollten eigentlich Hotelzimmer einrichten in dem Haus, in dem auch die Ateliers sind. Das ging nicht. Aber ansonsten, wenn man jetzt die Modelle sieht, ist es erstaunlich ähnlich der ursprünglichen Idee geworden. Das eigentliche Bad ist im Prinzip genauso gebaut worden, wie das Modell. Nur die Hotelanlage konnte nicht realisiert werden.


Die Hotelanlage sollte richtig benutzt werden?

Ja. Wir wollten sogar eigentlich, daß das Hafenbad richtig in Reiseführern angeboten wird. Als Hotel mit Swimmingpool. Und wir haben uns vorgestellt, daß dann da japanische Touristen wohnen. Wie in einem Hotelführer eben.


Beim Hafenbad waren die Besucher als wichtiger Bestandteil der Installation von vorneherein mit einkalkuliert. Es war ja eure Idee, daß da Leute irgendwas tun, irgendwas machen. Hat sich deren Verhalten, bzw. deren Mitwirkung euren Vorstellungen entsprechend entwickelt?

Also, natürlich haben wir das ja erst mal auch für uns selber gemacht. Wir wollten selber sehen, wie das aussieht, und wir konnten vorher nicht genau wissen, ob es richtig gut besucht sein wird. Wir haben das natürlich gehofft. Und deshalb haben wir uns vorher auch überlegt, wo die meisten Leute sitzen werden, wo sie entlang laufen werden und haben deswegen Wegepläne gemacht. Wir haben schon versucht, uns das Hafenbad mit Besuchern vorzustellen. Aber uns war nicht klar, wie viel Leute kommen würden und ob diese Leute sich dann auch beteiligen würden.
Wir hätten wahrscheinlich auch den ganzen Sommer dort alleine verbringen können. Das wäre auch möglich gewesen. Aber es war dann halt doch so, dass viele Leute gekommen sind und dann mitgemacht haben. Also eigentlich haben wir nicht mit einer so großen Resonanz gerechnet. Das hat man ja auch daran gesehen, daß wir teilweise gar nicht darauf vorbereitet gewesen sind, was Toiletten, Küche und so weiter angeht.


Viele Leute, die vorbeigekommen sind, haben das Hafenbad gar nicht als Kunst wahrgenommen. War das eure Absicht, oder habt ihr das billigend in Kauf genommen?

Ja, ich hab' ja auch immer gesagt, daß ich das Hafenbad eigentlich nicht als Kunst sehe, weil es etwas Angewandtes ist, und Kunst ist ja normalerweise eben etwas nicht Angewandtes. Wenn da zum Beispiel ein elfjähriges Kind schwimmen geht, dann ist das für das Kind egal, ob irgendwelche Leute von der Kunstszene das für Kunst halten oder nicht. Die Kunstszene ist ja mittlerweile so verunsichert darüber, ob irgend etwas Kunst ist oder nicht, daß sie jeden Thrill, den man ihr bietet, gerne aufnimmt. Aber in Wirklichkeit ist es eine angewandte Sache, eher wie ein Design-Objekt.