Hafenbad
Foto: Rupert Jäger
Foto: Rupert Jäger
Projekt "Costa Brava" · nächstes Thema


Das besondere an der Freizeitanlage "Hafenbad" ist, daß sie von Raffinerien und Fabriken umgeben ist, die an Stelle von Strand und Palmen als Kulisse dienen. Dadurch werden Ferien, die einen Ausgleich zum industriegesellschaftlichen Alltag liefern sollen, karikiert, denn kein Urlauber wird wohl seinen Urlaub ernsthaft im Industriegebiet Osthafen verbringen wollen.

Im Urlaub wird man jedoch immer wieder vom Berufsalltag eingeholt, zum Beispiel durch die Anreise mit dem Auto, die einem industriellen Leistungswettbewerb gleicht, wie er auch allmorgendlich auf dem Weg zur Arbeit stattfindet, oder der programmtechnischen Zeitplanung, nach der der ganze Urlaub aufgeteilt wird, in dem dann die verschiedenen Programmpunkte termingerecht, wie im Alltag, abgehakt werden sowie durch die standartisierte Massenabfertigung in den Hotels und bei der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, welche an die automatisierte Abfolge genormter Verrichtungen im industriellen Arbeitsprozeß errinert.

So ist dem Arbeitsprozeß nur auszuweichen in der Angleichung an ihn mit der Muße, da man durch die Mechanisierung der fabrizierten Amüsierwaren (in diesem Fall der Amüsierware Urlaub) nur die Nachbilder des Arbeitsvorgangs selbst erfährt.






Diese Angleichung wird nun von der im Industriegebiet installierten Hotelanlage ironisiert und übertrieben. Sie stellt somit die böse Ironie dar, welche Freizeit und Urlaub in der Industriekultur immer schon auszeichnete. Diese Ironie soll dann, sobald es warm wird, mit badenden Gästen und Hawaicocktails an der Hotelbar zelebriert werden.

Diese Hotelanlage mit ihren Besuchern und badenden Gästen wäre dann eine lebendige Installation und für den Betrachter, der gleichzeitig an diesem Urlausspektakel teilnehmen kann, eine Metapher dafür, dass man den unausweichlichen Zusammenhang von Freizeit und Industrie erkannt hat und gar nicht mehr versucht, dem Arbeitsvorgang in Fabrik und Büro äußerlich auszuweichen, sondern bewusst die ironisch-ekstatische Übersteigerung der Ferienfreizeit im Industriegebiet wählt und damit die äußerlich geleiteten Urlaubswünsche im Massentourismus parodiert. Also, warum in die Ferne Schweifen, wenn der "ausgleichende und wohlverdiente" Urlaub im Industriegebiet um die Ecke gemacht werden kann.


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