Hafenbad
Planung und Bauarbeiten · mehr Bilder


Im Sommer 1996 eröffneten Dirk Paschke und Daniel Milohnic ihre Installation "Hafenbad" im Freilager des Städelateliers inmitten des Frankfurter Industriegebiets Ost. Planung und Ausführung des gesamten Projekts nahmen einen Zeitraum von einem Jahr in Anspruch; die Badesaison dauerte von Ende Mai bis Mitte September 1996. Das "Hafenbad" bestand aus zwei miteinander verschweißten Übersee-Frachtcontainern von jeweils 12 Metern Länge, 2,40 Metern Breite und 3 Metern Höhe. Insgesamt ergab sich daraus ein Schwimmbecken mit ca. 60m² Schwimmfläche und einem Fassungsvermögen von etwa 150.000 Litern. Um die Schwimmfläche herum errichteten die beiden Erbauer eine Liegefläche aus Holzplanken mit Geländer. Der Zugang zum 3 Meter über ebener Erde gelegenen Schwimmbecken führte über eine eigens errichtete Stahltreppe.

Die Container mussten mit einer seitlich angebrachten Stahlträgerkonstruktion gesichert werden, um die von einem Statiker errechneten Materialbelastungen durch den erwartetn Wasserdruck abzufangen. Aus optischen Überlegungen heraus wurden die Container mit mehreren verglasten Sichtfenstern versehen, durch die man die badenden Gäste von außen beobachten konnte. Komplettiert wurde die Anlage durch eine angeschlossene Bar mit Küche, ein Basketballfeld, Tischtennisplatte, Freeclimbing-Wand sowie andere Freizeiteinrichtungen wie Flippergerät, Musikanlage und Fernsehgeräte. Als weiteren Bestandteil der Installation errichteten Dirk Paschke und Daniel Milohnic auf dem Dach des gegenüberliegenden Ateliergebäudes einen orangefarbigen Hotelschriftzug, der bei Dunkelheit beleuchtet werden konnte.

Konnte man sich bei der architektonischen Umsetzung des Projekts noch auf eine Minimallösung beschränken, erforderten die für den Badebetrieb notwendigen technischen Einrichtungen größeren Aufwand. Um die geplante Nutzung als öffentliches Schwimmbad für einen Sommer sicherzustellen, wurde die Installation deshalb mit einer Umwälzpumpe sowie einer Filteranlage ausgestattet, da nur durch diese Vorrichtungen alle hygienischen Standard erfüllt werden konnten. Schwierigkeiten bestanden zum einen in der Finanzierung des Projekts, das Kosten von ca. 40.000 DM verursachte, zum anderen in der Beschaffung der nötigen Baumaterialien, technischen Einrichtungen und der Aneignung des zum Bau eines Schwimmbads dieser Größenordnung erforderlichen Fachwissens. Die Kosten des Projekts wurden zum Teil aus Eigenmitteln, durch Spenden und anderweitige Fördermittel finanziert. Einen Teil brachten die Erbauer zudem durch den Betrieb der sogenannten "Après Ski"-Bar auf, die während der Wintermonate im - damals noch überdachten und beheizten - Container untergebracht war.

Eine der wichtigsten Intentionen der Installation bestand von Anfang an darin, eine Wechselwirkung zwischen Installation, umgebender Architektur und dem Verhalten bzw. den Aktivitäten der Badegästen herzustellen. Ohne diese, so die beiden Erbauer, wäre die Installation unvollständig. Schon dadurch wird erkennbar, dass es hier nicht um den Bau eiens Ausstellungsobjekts im klassischen Sinne gehen sollte, sondern um die Herstellung eines öffentlichen Raumes, der von den Menschen, die sich in ihm aufhalten, in Besitz genommenwerden soll.


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